Rede von Eva Mannhardt Regionalversammlung 26. September 2013

Angebotsverbesserungen bei der S-Bahn

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

mitten im Herzen des Automobilstandorts Region Stuttgart, transportiert unsere S-Bahn tagtäglich über 300.000 Menschen. Und auch, wenn wir zurzeit genug Anlass haben, über die aus dem Takt geratene S-Bahn zu diskutieren, so ist doch unser Ziel, dass immer mehr Menschen die Region Stuttgart als attraktiven Nahverkehrsstandort sehen und vom Auto auf die S-Bahn umsteigen. Im Stau stehen ist keine Lösung  - nicht für mehr Pünktlichkeit, nicht für die Gesundheit, nicht für die Umwelt und schon gar nicht für den Wirtschaftsstandort.

Deshalb müssen wir an weiteren Angebotsverbesserungen arbeiten, gerade auch um die S-Bahn wieder pünktlicher zu machen. Darüber hinaus ändern sich die Lebensgewohnheiten der Menschen in der Region und auch das müssen wir berücksichtigen.

Es ist deshalb richtig, mit der Verlängerung der Hauptverkehrszeit und Ausweitung des 15min-Takts in dem Zeitfenster zu beginnen, in dem die S-Bahnen in alle Richtungen sehr ausgiebig genutzt werden.

Ein weiterer notwendiger Schritt ist die Anbindung des Daimlerwerks in Sindelfingen zu den Schichtzeiten. Mit den zusätzlichen Frühverbindungen können nun auch die vielen Beschäftigten Ihren Arbeitsplatz bequem mit dem ÖPNV erreichen. Das i-Tüpfelchen wäre nun noch eine Unterstützung unseres Firmenticketangebots durch Daimler. Die Verwaltung sollte hierzu rasch Gespräch aufnehmen.

Diese Maßnahmen werden vom Land gefördert und wir stimmen gerne zu – aber das reicht uns nicht aus. Es handelt sich hier um notwendige im Grunde aber auch um selbstverständliche Anpassungen, die sicherlich helfen werden, den Status Quo der Fahrgastzahlen zu halten. Sie werden aber nicht dazu führen, dass deutlich mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen.

Die Region Stuttgart braucht mehr als das regelmäßige Nachjustieren des Angebots: Wir brauchen ein Konzept wie wir noch viel mehr Menschen zum Umsteigen bewegen. Darüber würden wir gerne diskutieren.

Leider ist die Region ja zurzeit nicht deshalb in den Schlagzeilen, weil die S-Bahnen aufgrund zu starker Nachfrage zu voll sind. Überquellende S-Bahnen haben wir höchstens dann, wenn in der Hauptverkehrszeit Züge ausfallen, wenn Stellwerke gestört sind, Weichen nicht funktionieren oder Unfälle passieren. Über die S-Bahn wird seit drei Jahren geredet, weil die Fahrpläne nicht mehr eingehalten werden können. Dass der gesamte S-Bahnverkehr auf zwei Gleisen durch die Stammstrecke im Tunnel geführt wird, ist ein Planungsfehler der Vergangenheit, als man sich noch nicht vorstellen konnte, wie wichtig die S-Bahn in wenigen Jahren für die Region sein würde. Heute ist die Stammstrecke überlastet und seit der Rampenstörung durch die Stuttgart21 Baustelle ist in der Hauptverkehrszeit im 15-Minuten Takt kein pünktlicher Verkehr mehr möglich.

Meine Damen und Herren, Verbesserungen kann es also nur geben, wenn wir die Stammstrecke entlasten und Tangentialstrecken aus bzw. neu bauen. Andernfalls  bedeutet die Verlängerung des 15-Minuten Takts auch eine Verlängerung der extrem störanfälligen Zeit und der systematischen Verspätung.

Die Herausforderung heute heißt: Wie verteilen wir den S-Bahn-Verkehr in der ganzen Region. Die Menschen in der Region fahren schon lange nicht mehr nur von draußen nach Stuttgart und wieder zurück. Wichtige Arbeitsplätze liegen in den Zentren der Region außerhalb von Stuttgart. Richtig war deshalb der Ringschluss durch die S60 von Böblingen nach Renningen und die Verlängerung der S4 nach Backnang. Die Region braucht noch viel mehr solcher Verbindungen. Zum Beispiel haben wir eine gute Verbindung über die Gäubahntrasse. Dort könnte eine Linie beispielsweise von Marbach bis zum Flughafen geschaffen werden. Wer von Esslingen nach Ludwigsburg will muss durch Stuttgart. Warum eigentlich? Es gibt doch schon eine bestehende Direktanbindung. Wir stellen deshalb heute nochmals den Antrag, die Schusterbahn in die aktuellen Vorhaben mit aufzunehmen. Die Kosten dafür liegen bei 200.000€ im Jahr, für 4 weitere Fahrtenpaare. Dieser Betrag liegt noch innerhalb des zunächst vorgeschlagenen Kostenrahmens von 2,1 Mio €. Für ein attraktives Angebot sind die mageren 2 Fahrtenpaare unserer Ansicht nach einfach zu wenig. Erst ein gutes Angebot zieht wirklich Fahrgäste an, deshalb halten wir mindestens vier Fahrtenpaare zusätzlich als Einstieg für richtig.

Wir beantragen außerdem, noch eine ganz andere Maßnahme vorzuziehen: den weiteren Ausbau des Nachtverkehrs. Zu einer Metropolregion gehört ein durchgehendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Studie hat uns bescheinigt, dass die Region Stuttgart, wenn Sie sich als Metropolregion positionieren will, einen Nachtverkehr braucht. Dabei geht es vor allem um Beschäftigte, die spät oder nachts zu Ihren Arbeitsstellen oder nach Hause fahren. Natürlich soll auch der Freizeitverkehr bedient werden, der sich schon lange nicht mehr nur aufs Wochenende beschränkt. Dadurch stärken wir den Kulturstandort Region Stuttgart. Wir beantragen deshalb die Ausweitung des Nachtverkehrs auf den Donnerstag Abend und Nacht auszudehnen.

Meine Damen und Herren, wir wollen deutliche Akzente setzen und das Angebot merkbar verbessern, mit dem klaren Ziel, dass noch mehr Menschen in der Region mit dem Öffentlichen Verkehr unterwegs sind.