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Gäubahn bis 2028 oben lassen, ab dann mit der Regio-S-Bahn von Stuttgart nach Singen

Regionsgrüne sprechen sich für den Vorschlag des Böblinger OB Stefan Belz aus: Mit einer Regio-S-Bahn könnte der gordische Knoten bei der Gäubahn durchschlagen und ein zusätzlicher Umstieg für die Fahrgäste vermieden werden.

 

Nach dem ersten Gäubahnfaktencheck am 25. November 2022 sehen sich die Grünen im Verband Region Stuttgart in ihrer Haltung zum teilweisen Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs bestärkt. Der Fraktionsvorsitzende, Prof. Dr. André Reichel: „Keine der Alternativen konnte so richtig überzeugen. Führungen der Gäubahn über Renningen oder Tübingen verlängern die Fahrzeiten, bereiten Probleme im Betriebsablauf und erfordern zeitaufwändige zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen.“ Gleichzeitig sieht er die Vorstellung von Florian Bitzer, Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm, kritisch. Dieser hatte behauptet, die Brücken und Anlagen für den Weiterbetrieb der Gäubahn in den Kopfbahnhof seien so marode, dass ein sicherer Betrieb ab Januar 2026 nicht mehr gewährleistet wäre und große Sanierungsmaßnahmen notwendig würden. „Hier stimmt etwas nicht, denn die Qualität der bestehenden Anlagen ist laut DB-Angaben vergleichbar mit gut einem Drittel der Bahnanlagen in Baden-Württemberg. Die werden jetzt ja wohl nicht alle zum 1. Januar 2026 in sich zusammenfallen“, so Reichel. Vielmehr scheine die Deutsche Bahn AG sich hier aus der Verantwortung für einen vernünftigen Betrieb auf der Gäubahn stehlen zu wollen.

Vielversprechender bewerten die Regionsgrünen den Vorstoß des Böblinger OB, Dr. Stefan Belz. Dieser hat vorgeschlagen, den Kopfbahnhof zumindest bis 2028 noch weiterzubetreiben und ab dann eine Regio-S-Bahn von Stuttgart nach Singen durch die S-Bahn-Stammstrecke in der Stuttgarter Innenstadt fahren zu lassen. Reichel: „Damit könnte der gordische Knoten bei der Gäubahn durchschlagen und ein zusätzlicher Umstieg für die Fahrgäste vermieden werden. Die Landeshauptstadt hat selbst zugeben müssen, dass vor 2030, eventuell erst 2032, mit größeren Baumaßnahmen auf dem S21-Gelände nicht zu rechnen ist. Und selbst der Vorsitzende des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, Guido Wolf, hat sich in dieser Frage beweglich gezeigt. Es besteht also gar kein Handlungsdruck, die Gleise 2026 schon abzubauen.“

Ebenso wisse man heute, dass im Dezember 2025 noch lange nicht alle Elemente von S21 in Betrieb genommen werden können, so Reichel. „Es fehlt der Flughafenhalt, die große Wendliger Kurve und auch aus Bad Cannstatt ist bis Ende 2027 nur ein eingeschränkter Betrieb möglich, weil der Ausbau der Zulaufstrecken aus dem Norden vorbereitet werden muss. Wir haben also in jedem Fall zwei Jahre mehr Zeit für eine vernünftige Lösung auf der Gäubahn.“

So lange würde es aus Grünen-Sicht auch brauchen, um eine Regio-S-Bahn zu planen und zu bestellen. Diese müsse zwingend bis Singen geführt werden und nicht nur bis Horb, wie von der DB im Faktencheck vorgeschlagen. „Erst damit sind alle Gäubahnanrainer an die Landeshauptstadt angeschlossen und gute Umstiege in Richtung Bodensee und Schweiz gesichert. Dabei kann es sich nicht um eine normale S-Bahn handeln, sondern um eine Regionalbahn, die S-Bahn-ähnlich ist.“ Reichel verweist hierzu auf die bereits in der Region Stuttgart im Einsatz befindlichen Züge der Baureihen ET 425/426, die auch Toiletten haben. Welche Züge nun letztlich zum Einsatz kommen könnten, müsse geprüft werden. Auch deswegen sei ein Einsatz erst ab 2028 realistisch, so Reichel abschließend.