Pressemitteilung vom 22. September 2020

Grüne in der Region begrüßen Alternativkonzept der Verkehrsverbände zur Gäubahn

„Ergebnisoffene Prüfung ohne ideologische Scheuklappen notwendig“

Die Regionalfraktion der Grünen im Verband Region Stuttgart (VRS) begrüßt das am Montag, 21. September 2020 vorgestellte Alternativkonzept zur Anbindung der Gäubahn an den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof. Der Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. André Reichel, sieht darin einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Schienenknotens Stuttgart: „Die Anbindung der Gäubahn an den neuen Hauptbahnhof ist bislang die schwierigste Herausforderung von Stuttgart 21. Die bisher geplante Führung über den Flughafen ist planerisch so gut wie nicht machbar und erzeugt Engpässe entlang der S-Bahn durch Leinfelden-Echterdingen. Gleichzeitig muss die bisherige Gäubahnstrecke ab 2025 unterbrochen werden, bis die neue Anbindung steht.“ Damit würde der Süden der Region und ganz Baden-Württembergs vom Stuttgarter Hauptbahnhof auf Jahre hinaus abgehängt.

Hier setze das neue Konzept der Verkehrsverbände VCD und ProBahn an. Es greift die bevorzugte Anbindung der Gäubahn an den Tiefbahnhof des Filderdialogs von 2012 auf, nämlich durch einen Kehrtunnel unter der Heilbronner Straße und der Anbindung an die sogenannte P-Option von Stuttgart 21. Reichel: „Das ist eine verkehrlich geniale und gleichzeitig genial einfache Lösung. Ein kurzer Tunnel von vielleicht 1,5km mündet in die P-Option ein, die sowieso geplant und gebaut werden muss, wenn wir den Nordzulauf des Stuttgarter Bahnknotens verbessern wollen. Die Unterbrechung der Gäubahn würde so auf ein Mindestmaß reduziert oder könnte sogar ganz überflüssig werden.“ Die weiteren Überlegungen der Verkehrsverbände zur Rohrer Kurve und der Anbindung an die Neubaustrecke auf den Fildern in Richtung Wendlingen und Nürtingen finden ebenfalls Reichels Zustimmung: „Hier eröffnen sich sehr konkrete Möglichkeiten für Landesverkehre auf einer wichtigen Schienentangentialen. Dafür hat sich der VRS ja auch immer eingesetzt und gerade die Führung von den Fildern ins Neckartal wird von allen Fraktionen in der Regionalversammlung gewollt.“

 

In den letzten Monaten gab es verschiedene Vorschläge, wie mit der Gäubahn und ihrer Unterbrechung umgegangen werden kann. Vom Landesverkehrsministerium wurde eine unterirdische Ergänzungsstation auf dem Gebiet des heutigen Bahnhofs vorgeschlagen, welche die Gäubahnverkehre, aber auch zusätzlich Nah- und Regionalverkehre aufnehmen könne. Hier gab es immer wieder Bedenken aus der Landeshauptstadt, inwiefern diese Lösung die Stadt-entwicklung auf dem S21-Areal behindert. Aus dem Bundesverkehrsministerium kommen Überlegungen zu einem neuen, 12km langen Gäubahntunnel zwischen Böblingen und Flughafen. Gerade diese letzte Variante wird von den Regionsgrünen kritisch gesehen. Reichel: „Der von Staatssekretär Bilger ins Spiel gebrachte neue Gäubahntunnel ist so eine typische Stuttgart-21-Lösung. Hast du ein Problem, verbuddle einfach eine Milliarde Euro in einem Tunnel. Aus Grüner Sicht ist dieser Tunnel keine gute Lösung. Er ist ein sehr komplexes Bauwerk, wäre der längste Eisenbahntunnel Deutschlands, erzeugt einen neuen Engpass im Fernbahnhof unter der Filder-Messe und dauert wenigstens 10 Jahre bis zur Fertigstellung. So lange bleibt die Gäubahn unterbrochen.“ Gleichzeit, so Reichel, würde auf unabsehbare Zeit die S-Bahn Stuttgart kein funktionierendes Notfallkonzept haben.

Die Regionsgrünen wollen in der Regionalversammlung am 23. September 2020 einen Antrag einbringen, alle nun auf dem Tisch liegenden Varianten – Verbändekonzept, Ergänzungsstation, Gäubahntunnel – zu prüfen und im nächsten Jahr intensiv zu diskutieren. Reichel ab-schließend: „Wir sollten jetzt alle von unseren parteipolitischen Befindlichkeiten Abstand nehmen und alle Lösungen ergebnisoffen und ohne ideologische Scheuklappen prüfen. Dann kann nach der Landtagswahl in Ruhe entschieden werden, ohne Wahlkampfgetöse und im Interesse der Fahrgäste.“